30 Juni 2006

 

Katastrophentag

Erst die Scheiße bei der Tour de France, die noch nicht einmal angefangen hat, und dann gewinnen die deutschen Kicker auch noch gegen die Argentinier. Scheißtag auf der ganzen Linie. Da hilft nur noch eins: ganz laut Depeche Mode hören.

26 Juni 2006

 

Doppelbelchentour des ADFC Freiburg

Der ADFC Freiburg richtet jedes Jahr mehrere geführte Rennrad- (und auch MTB- und Familien-) Touren in die nähere und etwas weitere Umgebung Freiburgs aus. Ich hatte bereits letztes Jahr an zwei solchen Touren teilgenommen (Tour zum Rheinfall nach Schaffhausen und Route des Crêtes-Tour) und fand beide Male, daß diese Touren sehr gut organisiert sind und sehr viel Spaß machen, da man lange Touren in Gesellschaft Gleichgesinnter fahren kann, die man alleine entweder gar nicht fahren würde oder nur unter deutlich größerem Aufwand zustande bringen würde. Außerdem stellen diese Touren für mich eine willkommene Gelegenheit dar, im Zuge meiner Vorbereitung für diverse Radmarathons (insbesondere im Hinblick auf den Ötztaler Radmarathon) lange Strecken jenseits der 200km zurückzulegen. Dieses Jahr stand also sie sogenannte "Doppelbelchentour" auf dem Plan; es sollte zunächst der Grand Ballon in den Vogesen angefahren werden, danach sollte es über den Sirnitz zum Schwarzwälder Belchen gehen.
Um 8 Uhr am Sonntagmorgen trafen sich ca. 16 Rennradler (und eine Rennradlerin) im Freiburger Stadtteil St. Georgen um die 250km mit rund 3500Hm in Angriff zu nehmen. Auch das Hobbyteam der RIG Freiburg war durch Udo, Matthias und den Autor mit drei Fahrern vertreten; Lance und Roberto waren aus unerfindlichen Gründen nicht mit am Start (die Mutmaßungen über das Fehlen der beiden gingen dann doch sehr in Richtung alkoholbedingter Ausfallerscheinungen aufgrund des Achtelfinalspiels der deutschen Fußballnationalmannschaft am Vortag....). Ingo fehlte entschuldigt; hatte er sich doch entschlossen beim Albextrem die 250km Runde in Angriff zu nehmen.
Um ca. viertel nach acht geht es dann los: über den Tuniberg zunächst nach Breisach, dort über den Rhein nach Frankreich. In Frankreich fahren wir dann durch zahllose Dörfer, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere; über den Col du Bannstein (herrlich: in Frankreich steht auf jedem kleinen Hügel ein Schild mit "Col de xy") geht es hinein in den Anstieg zum Grand Ballon. Mittlerweile ist es doch schon eingermaßen warm geworden, und ein letzter Brunnen am Fuße des Anstiegs wird zum Auffüllen der Getränkereserven genutzt. Die genaue Länge des Anstiegs habe ich nicht mehr im Kopf, aber mit einer kleinen Abfahrt und dem Flachstück hinter Le Markstein werden es wohl schon so 18km gewesen sein. Auf den letzten zwei Kilometern kommt dann sogar ein wenig "Tour der France"-Feeling auf, liest man doch allenthalben die Anfeuerungsschriftzüge auf der Straße, die noch von der letztjährigen Tour de France stammen. Nach rund 90 Gesamtkilometern ist die (leider furchtbar verbaute) Paßhöhe des Grand Ballon erreicht; im dort befindlichen Gasthaus stärken wir uns erst einmal mit einer Portion Spaghetti (man sollte den Franzosen mal erklären, daß man Nudeln in Salzwasser kocht) und einer Cola. Nach ca. 45min Pause geht es dann in die Abfahrt: eine wirklich schnelle Abfahrt mit langgezogenen Kurven, die einiges an Mut erfordern. Über den Col Amic geht es in eine kurze Gegensteigung, bevor die weitere Abfahrt nach Uffholtz folgt. Mittlerweile sind im Tal gut 32 Grad erreicht, Matthias' Hac zeigt in der Sonne sogar 36 Grad an! Was folgt ist eine gemütliche Fahrt Richtung Rhein und deutscher Grenze, die bei Neuenburg passiert wird. Der Tacho zeigt mittlerweile 150km an und im Süden türmen sich die Vorboten eines gewaltigen Gewitters auf. Matthias und Udo entscheiden sich hier in Begleitung zweier weiterer Fahrer den direkten Weg nach Freiburg zu nehmen; die volle Runde zu fahren würde ihnen zu spät werden. Für den Rest der Gruppe geht es weiter Richtung Müllheim und Badenweiler, von wo aus der zweite größere Anstieg des Tages in Angriff genommen werden soll: der Anstieg zum Sirnitz. Leider schläft das Tempo der Gruppe auf dem Weg nach Badenweiler nahezu komplett ein, so daß Stefan und ich den Tourenleiter Jürgen informieren, daß wir zufahren würden, da uns das alles sonst zu lange dauern würde. Schnell haben wir einigen Abstand zwischen uns und die Gruppe gelegt. Ein paar Fahrer schließen nochmals auf, lassen aber kurze Zeit später wieder abreißen. Darunter auch ein ganz spezieller Freund von mir (hehe, den wollte ich schon immer mal am Berg aus den Schuhen fahren ;-)). Zu dritt kommen wir oben am Berg an, warten noch kurz auf einen vierten. Die beiden anderen entscheiden sich jedoch auf den Rest der Gruppe zu warten, während Stefan und ich uns entschließen zu zweit weiterzufahren. Über den kurzen Gegenanstieg bei Wembach geht es hinunter nach Schönau ins Wiesental; von dort haben wir drei Optionen für den Heimweg nach Freiburg: die vorgesehene Route über Aitern zum Belchen und Abfahrt über das Wiedener Eck ins Münstertal, über Utzenfeld zum Wiedener Eck und wiederum durchs Münstertal oder über Todtnau, Notschrei und Schauinsland. Wir entscheiden uns für die Route über Aitern, allerdings unter Auslassung der Stichstraße zum Belchenhaus: das Wetter wird immer bedrohlicher und auch Stefans Beine sind ganz angetan von der Idee diese zusätzlichen rund 300Hm einzusparen. Ich selbst nutze den Anstieg als Test, was meine Beine nach 200 gefahrenen Kilometern und zwei einigermaßen zügig gefahrenen Bergen (insbesondere am Sirnitz war ich doch recht flott unterwegs) noch so hergeben; ich muß sagen, ich bin hochzufrieden und blicke recht zuversichtlich auf die Marathons, die da noch kommen werden (Ötztaler und wahrscheinlich auch noch La Marmotte). Leider zieht es während des Anstiegs immer mehr zu und wird bedrohlich dunkel; kurz vor dem Scheitelpunkt des Anstiegs fallen die ersten Regentropfen. In der Abfahrt über das Wiedener Eck beginnt es immer heftiger zu regnen, um uns herum blitzt und donnerts es wie wild. Dank des Windes, der in der Abfahrt überwiegend von hinten kommt, erreichen wir Geschwindigkeiten, die sonst am Wiedener Eck nicht zu erreichen sind. Da es nicht zum Glück anfängt wie aus Eimern zu schütten, ist zumindest mir der Regen einigermaßen angenehm, sorgt er doch für ein bißchen Abkühlung an einem (mir zu) heißen Tag. Die letzten 40 Kilometer vom Wiedener Eck bis Freiburg absolvieren wir dann in zügiger Fahrt, auch wenn die Beine dann mittlerweile doch einigermaßen leer sind. Nach rund elf Stunden, davon 9h 10min reine Fahrzeit, erreichen wir Freiburg und freuen uns beide auf eine warme Badewanne und etwas leckeres zu essen.
Wie erwähnt betrug die reine Fahrzeit 9h 10min für 248km, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 27km/h entspricht. Dank des ausgelassenen Schlenkers zum Belchenhaus belaufen sich die Gesamthöhenmeter der Tour auf 3200Hm. Insgesamt war es ein gelungener Sonntag; die ADFC-Touren sind wirklich nur zu empfehlen, auch wenn insbesondere die "Route des Crêtes"-Tour letztes Jahr landschaftlich etwas attraktiver war.

16 Juni 2006

 

Saisonsieg Nummer 1

OK, es war "nur" ein vereinsinternes Rennen, aber zu gewinnen ist immer schön, vor allem auch dann, wenn es gelungen ist, genau an der Stelle zu attackieren und das Feld auseinander zu fahren, die ich mir vorher dafür ausgesucht hatte.
Aber der Reihe nach: nachdem das erste Rennen unserer vereinsinternen Rennserie mit einem doch leicht enttäuschenden dritten Platz für mich geendet hatte, hatte ich mir für das zweite Rennen doch etwas mehr vorgenommen. Mit rund 900 Höhenmetern verteilt auf 66km und insgesamt drei längeren Anstiegen kam mir die Strecke auch mehr entgegen. Nach dem Start verlief die Anfahrt zur ersten Steigung zunächst noch relativ gemächlich, langsam wurde die Straße steiler, das Tempo war immer noch in einem angenehmen Bereich. In der ersten Steigung fuhr ich von vorne, in erster Linie um das Tempo kontrollieren zu können. Da ich doch recht zügig in den Berg hineingefahren war, war ich doch recht erstaunt, daß bis auf zwei oder drei Fahrer (und einer Fahrerin) noch alle beisammen waren. Die nächsten Kilometer waren von zwei halbherzigen Attacken einzelner Fahrer geprägt, die jedoch beide nur von kurzer Dazer waren. In der ersten längeren Abfahrt rollte dann alles wieder zusammen. Dann mußten wir uns erst einmal an einer Fronleichnamsprozession vorbeimogeln. Danach folgten zwei kurze, aber knackige Wellen; an der zweiten wollte ich eigentlich nur mal testen, was so geht, befand mich aber plötzlich nur noch in Begleitung eines weiteren Fahrers ein paar Meter vor dem "Feld". Da mir mein Mitstreiter signalisierte, daß er keinen Sinn darin sehe jetzt schon zu fahren (es war noch nicht einmal die Hälfte der Strecke absolviert), nahm auch ich die Beine wieder hoch, und wir ließen uns wieder einholen. Schließlich sollte auch die längste und schwierigste der drei Steigungen in Kürze folgen. Im Schnitt nicht besonders steil, aber trotzdem die Möglichkeit mit einer Attacke bereits unten am Berg bis oben einen schönen Vorsprung herauszufahren, der bis ins Ziel reichen könnte, zumal es danach sofort in eine Abfahrt ging und dann noch der letzte Anstieg folgte. So war meine Überlegung im Vorfeld gewesen, also versuchte ich mit einem Antritt wenigstens einen Großteil meiner Begleiter los zu werden. Zunächst konnte drei Fahrer meinem Antritt folgen: Jan alias Lance alias deutscher Meister, Matthias und Ingo, also die komplette Ötzi-Truppe (nur Sebastian fehlte krankheitsbedingt). Doch schon bald konnte Ingo nicht mehr folgen und auch Matthias hatte seine Schwierigkeiten zu folgen, einzig Jan alias Lance alias deutscher Meister hing wie Kaugummi an meinem Hinterrad. Das war gut, zu zweit hatten wir größere Chancen, immerhin waren noch rund 25km zu fahren. Matthias hing die ganze Zeit nur wenige Meter hinter uns, aber auch wenn wir vorne ein bißchen rausnahmen, schaffte er es nicht das Loch zu schließen. So gingen dann Jan alias Lance alias deutscher Meister und der Autor alias Chiappucci alias italienischer Meister in die Abfahrt, im folgenden Flachstück konnten wir uns gut abwechseln, im nächsten Anstieg übernahm dann wieder ich das Gros der Führungsarbeit; eine (im Nachhinein betrachtet doch vielleicht etwas halbherzig vorgetragene Attacke) führte zu keiner Vorentscheidung, so daß Jan alias Lance alias deutscher Meister und der Autor alias Chiappucci alias italienischer Meister auch die letzte Abfahrt und das folgende Flachstück zu zweit in Angriff nahmen. Mit einem kurzen Antritt konnte ich mich dann ca. 500m vor dem Ziel von meinem Begleiter absetzen und fuhr den Sieg ungefährdet nach Hause. An dritter Position kam dann allerdings nicht wie erwartete Matthias ins Ziel, sondern Ingo vor Thomas: Matthias hatte das Kunststück vollbracht sich zu verfahren, und damit insgesamt vier Positionen verschenkt. Das nächste Mal warten wir auf dich, Matthias. Versprochen! ;-)
Danach sind wir noch gut drei Stunden trainieren gefahren. Den (Trainings-)Tag haben Matthias und ich dann bei einem kühlen Weizenbier und der ersten Halbzeit Ecuador gegen Costa Rica im Biergarten ausklingen lassen. Zu diesem Zeitpunkt war dann der Frust über den verschenkten dritten Platz bei Matthias auch einigermaßen verraucht....

11 Juni 2006

 

Komischer Tag mit gutem Ende

Irgendwie war das ein seltsamer Tag heute: schon gestern hatte ich keine besonders große Lust mich beim Radfahren zu quälen, und heute bin ich dann wieder mit dem Gefühl aufgewacht, daß ich heute einfach nicht den Kopf habe, um mich über die Schmerzgrenze hinaus zu quälen. Keine guten Voraussetzungen, wenn es gilt ein 54km langes Mannschaftszeitfahren zu bestreiten. Und so war ich auch auf der Hinfahrt nach Sulz bei Lauffenburg in der Schweiz (ja, wir waren mal wieder in der Schweiz unterwegs) nicht unbedingt als Stimmungskanone zu bezeichnen. Auch der Ansporn meiner drei Mitstreiter Sebastian, Matthias und Thomas konnte mich nicht so recht aufbauen. Und so lief dann auch das Rennen: die Beine waren zwar gut, um genau zu sein eigentlich sogar ziemlich gut, aber der Kopf hat nicht zu den Beinen gepaßt: die Schmerzgrenze lag dort, wo sie auch im Training liegt, und normalerweise kann ich mich im Wettkampf doch recht deutlich über diese Grenze hinausquälen, aber heute ging's irgendwie nicht. Die Strecke bestand aus einer 27km langen Runde, die zweimal zu befahren war, überwiegend am Rhein entlang, mit einem ca. 2km langen Anstieg in Richtung Ziel. Der Wind war heute das größere Problem als das Profil: ständig wechselte die Windrichtung und traf uns immer wieder von anderen Seiten. Die erste Runde lief sehr ordentlich, am Anfang mußten wir erst ein bißchen unseren Rhythmus finden, aber dann lief es ziemlich gut. Die erste Runde absolvierten wir in ungefähr 39min. Eingangs der zweiten Runde wurden wir vom später erstplazierten Team eingeholt; vier Minuten hatten wir also schon einmal abgenommen bekommen (am Ende sollten es fast sechs sein). In der zweiten Runde war es dann an Matthias und mir, den etwas stärkeren Zeitfahrern im Team das Tempo hochzuhalten, was insbesondere Matthias so gut gelang, daß ich jedesmal, wenn er nach mir die Führung übernahm, schwer am "Knautschen" war, um den Anschluß zu halten bzw. erst wieder zu finden. Ein weiteres Team, das allerdings eine Runde später gestartet war (und auch nur eine Runde absolvierte), holte uns ein, aber dann ging es hin und her: mal waren wir vorne, dann mußten wir uns wieder überholen lassen, je nach dem, wer in den jeweiligen Mannschaften gerade die Führungsarbeit verrichtete. Vor dem Zielanstieg konnte wir diese Manschaft dann endgültig überholen. Im Zielanstieg übernahm ich dann die Führung, und zum ersten Mal konnte ich etwas über die Schmergrenze hinausgehen; in einem Kraftakt zog ich meine verbliebenen zwei Mitstreiter Sebastian und Matthias ins Ziel (Thomas hatte wie besprochen in seiner letzten Führung vor dem Schlußanstieg alles gegeben und dann wie befürchtet reißen lassen; wie üblich wurde der dritte Fahrer für die Zeit gewertet). Am Ende stand eine Fahrzeit von 1h 18min 10s zu Buche (Schnitt 41,5km/h), was für den sechsten Platz im 14 Mannschaften umfassenden Startefeld bedeutete. Ein doch sehr zufriedenstellendes Ergebnis.
Danach fuhren Matthias, Sebastian und ich noch mit dem Rad durch das wunderschöne Albtal bis St. Blasien, wo wir den Tag bei einem schönen Stück Kuchen ausklingen ließen, bevor wir wieder zu Thomas ins Auto stiegen, um den restlichen Weg nach Freiburg motorisiert hinter uns zu bringen. Ich wär ja noch ein Stückchen mit dem Rad weitergefahren, aber konnte niemanden mehr motivieren und alleine fehlte mir dann auch irgendwie die Lust (oder die Bereitschaft mich noch zu quälen). Irgendwie war bzw. fühlte ich heute nicht ausgelastet, trotz 54km Mannschaftszeitfahren und knapp 100km insgesamt, muß irgendwie mit meinem komischen Kopf von heute zusammenhängen.

Hier noch ein paar Bilder (vielen Dank an meinen Vater):

Am Start: Thomas, Sebastian, Matthias, der Autor (v.l.n.r.)

Unterwegs: Thomas, der Autor, Matthias, Sebastian (v.l.n.r.)

Der Autor in voller Aktion

Anfahrt zum Ziel: der Autor, Sebastian, Matthias (vl.n.r.)

Zieleinfahrt

Das erfolgreiche Team der RIG Freiburg:
Matthias, Sebastian, der Autor, Thomas (v.l.n.r.)

08 Juni 2006

 

Der schönste Tag des Jahres...

...sei derjenige, an dem man zum ersten Mal in kurzen Hosen und kurzem Trikot rennradfahren gehen kann, hat einmal ein unbedeutender Hobbyradsportler von sich gegeben. Heute war dieser Tag doppelt schön, handelte es sich doch um den letzten WM-freien Tag. Jenen letzten Tag also, bevor eine kollektive Abschaltung des - soweit vorhanden - Restverstands vollzogen wird, und eine ganze Nation zu einer schwarz-rot-goldenen Jubelmasse degeneriert. Ich habe ihn sehr genossen, diesen Tag.

07 Juni 2006

 

Bilder Bilder Bilder

Hier ein paar Impressionen vom GP Schwarzwald:

Der Autor

Des Autors bester Begleiter: Matthias

Nochmal der Autor

Nummer 19 :-)

Viele weitere Bilder gibt's hier und dort.

05 Juni 2006

 

Auf der Jagd nach Nummer 19

Nach den ganzen Trainigskilometern und kürzeren Jedermannrennen war es gestern dann soweit, mit dem GP Schwarzwald stand ein echter Härtetest auf dem Weg zum großen Saisonhöhepunkt "Ötztaler Radmarathon" auf dem Programm: 180km durch den Schwarzwald mit knapp 3600 Höhenmetern inklusive dem vermeintlich schwersten Anstieg im Schwarzwald, dem Kandel. Die Strecke ist quasi zweigeteilt: während in der ersten Hälfte mit Kandel und Thurner die längeren Anstiege auf dem Programm stehen, zeichnet sich die zweite Hälfte durch ein "Sägezahnprofil" aus, die Strecke pendelt die ganze Zeit zwischen 800m und 1000m ü.N.N., die Anstiege sind nicht länger als 2-3km, aber gemein genug, um einem angeknockten Fahrer den Rest zu geben. Vor allem vor diesem zweiten Teil hatte ich Vorfeld großen Respekt, zumal ich ihn nur teilweise kannte (der erste Teil war mir von meinen Trainingsfahrten gut bekannt). Die Siegerzeit von letzem Jahr lag bei 6h 14min, so daß wir (mein Vereinskollege Matthias und ich) uns eine Zeit unter 6h 30min und eine Plazierung unter den ersten 5 bis 10 als Ziel gesetzt hatten.
Aber nun hinein in die Live-Reportage vom GP Schwarzwald:
Bei der Abfahrt aus Freiburg Richtung Triberg ist das Wetter zwar trüb, aber trocken. Wir (Udo, Matthias und ich) machen uns auf den Weg. Kurz hinter Waldkirch beginnt es zu regnen und die ersten Teilnehmer der ganz großen Feldbergrunde (260km mit 5300Hm) kommen uns dick verpackt in Regenjacken entgegen. In ca. 2 Stunden würden wir uns auch durch den Regen kämpfen müssen, sofern keine Wetterbesserung eintreten würde. In Triberg angekommen heißt es erst einmal Fahrer und Sportgerät klar machen, sprich umziehen und Vorderrad einbauen. Die Frage "Windjacke oder Windweste?" ist angesichts des leichten Regens und komplett nasser Straßen auch schnell geklärt: beides. Kurz vor 9 Uhr rollen wir (natürlich von vorne ;-)) in die Startaufstellung und versuchen so schnell wie möglich unsere Transponder registrieren zu lassen, und dann geht's auch schon los. Udo entscheidet sich kurzfristig wegen des eher widrigen Wetters doch auf der kurzen "Hexenlochrunde" zu starten und biegt 50m nach dem Start erst einmal links ab, um erst 2h später die kürzere Runde in Angriff zu nehmen. Für Matthias und mich geht es gleich Vollgas los, Puls gleich mal bei 180, schließlich wollen wir nach vorne. Nach ca. 1km sehen wir eine Gruppe von ungefähr 20 Fahrern in Begleitung von drei offiziellen Motorrädern vor uns. Hier sind wir richtig: kop van de wedstrijd! Die Windjacke wird erst mal aufgemacht, irgendwie ist es dann doch schon recht warm mit der Jacke. So geht es in einem zügigen Tempo zum ersten Anstieg des Tages, der Wilhelmshöhe. Danach folgt eine langezogene Abfahrt, in der ich dann doch froh bin mich für die Jacke entschieden zu haben: der Regen nimmt zu, und es wird doch empfindlich kühl. Im Elztal angekommen beginne ich gleich mit dem zweiten Frühstück, nach der Erfahrung vom letztjährigen Ötzi wollte ich lieber zuviel als zu wenig essen. Das Tempo ist alles andere als RTF-mäßig, hier wird Radrennen gefahren. Als Matthias und ich das Tempo an der Spitze mal so auf 35km/h einregulieren, beginnen gleich die Attacken: 4 oder 5 Mann fahren vorne weg, darunter ein Fahrer mit Waden, die dicker sind als meine Oberschenkel. Matthias macht mich auf die Nummer 19 aufmerksam, ich sage noch, laß den doch fahren. Kaum sind die 4 oder 5 Mann weg, wird hinten in die Verfolgung eingestiegen: Einerreihe und Tempo 45-50!!! Leute, Leute, wir haben erst 40 von 180km und der Kandel und alle anderen Gemeinheiten kommen doch erst noch. Kurz vor Waldkirch sind zumindest 3 der 5 Ausreißer wieder gestellt, dahinter reißt das Feld gleich zu Beginn des Anstiegs zum Kandel auseinander: ganz vorne fahren 3 oder 4 Fahrer in vorderster Position in den Kandel hinein, dahinter Nummer 19 und ein Fahrer aus Hamburg. Ich lasse diese beiden ziehen, halte aber zumindest zu dem Hamburger Blickkontakt. Bl0ß nicht am Kandel schon überziehen hatte ich mir im Vorfeld immer wieder eingeschärft, unten fahre ich auch einigermaßen gezügelt rein, aber so nach 3km lasse ich meiner Lust am Radfahren vollen Lauf. Es läuft einfach phantastisch. Trotz der Kälte (der Regen hatte mittlerweile aufgehört) habe ich die Jacke im Trikot verstaut, Windweste und Trikot geöffnet, die Armlinge nach unten geschoben. Matthias sehe ich in einer der Kehren ca. 45s hinter mir und überlege kurz zu warten, fahre dann aber doch meinen Rhythmus weiter. Und dieser Rhythmus ist ziemlich schnell: Puls bei 175-180, wenn das mal gut geht. Nach ca. 7km hab ich auch meinen letzten Begleiter abgeschüttelt, vor mir nach meiner Rechnung 4 oder 5 Fahrer ganz vorne, dann Nummer 19 und dann der Hamburger, immer noch in Sichtweite. Und der Hamburger kommt langsam wieder näher. Oben am Kandel dann Nebel, Sichtweite ca. 40-50m, zum Glück kenne ich die Abfahrt. Wie geplant lasse ich die Verpflegung aus, und lasse nur meine Transponder registrieren. Für die Abfahrt entscheide ich mich gegen die Jacke, die Weste muß reichen. Leider steigt der Hamburger an der Verpflegung vom Rad, um eine Pause zu machen, so daß ich nun ganz allein unterwegs bin. Sollte ich auf Matthias warten? Ich fahre erst einmal weiter, zwar zügig aber nicht so schnell, daß ich nicht mehr eingeholt werden könnte. Matthias sollte nach meiner Überlegung ca. 2min hinter mir liegen, leider kann ich weder beim Blick nach vorne noch beim Blick nach hinten irgendwelche Fahrer erspähen, nicht Nummer 19 und auch nicht Matthias. Mist. In der Abfahrt von St. Märgen nehme ich raus, lasse fast nur rollen, und endlich beim Blick nach hinten entdecke ich drei Fahrer: ist da Matthias dabei? Ja, er ist es. Sehr gut. Zu viert geht es dann in den Thurner: ein unangenehmer Anstieg, unrhythmisch zu fahren und einige richtig knackige Rampen. Mir kommt zum ersten Mal der Gedanke, am Kandel vielleicht doch etwas zu sehr überzogen zu haben. Nach rund einer halben Stunde ist jedoch auch dieser Anstieg erklommen und oben wartet die zweite Verpflegung. Kurz einen Blick auf Nummer 19 erhascht, der kurz vor uns die Verpflegung wieder verläßt, dann schnell die Flaschen aufgefüllt, einen Riegel verdrückt und die Trikottaschen mit den bereitliegenden Gels gefüllt. Jetzt steht das gefürchtet Sägezahnprofil an. Aus unserer Vierergruppe verabschiedet sich ein weiterer Fahrer, so daß wir von nun an nur noch zu dritt sind. Die folgende Abfahrt ist eklig: nicht besonders steil, breite Straße, eine Abfahrt, in der man richtig arbeiten muß, um schnell zu sein. Dann der nächste Anstieg: ein ganz ekelhaftes Ding, kurze giftige Rampen (sicherlich bis 16%), zum ersten Mal habe ich echte Bedenken, das sich hohe Tempo rächen würde und das gesteckte Ziel von sechseinhalb Stunden verfehlt würde. Irgendwann ist jedoch auch dieser Anstieg zu Ende, und es geht wieder bergab. Der nächste Anstieg ist ein richtiger Roller-Berg: nur 3-4% Steigung, dafür Gegenwind. In schönen Ablösungen ziehen wir zu dritt den Berg hinauf, das Tempo pendelt so bei 26-29km/h. Mittlerweile fühle ich mich wieder etwas besser, auch wenn der Anstieg trotzdem weh tut. Kurz vor Erreichen des "Gipfels" sehe ich ein rotes Trikot vor uns: war das Nummer 19? Leider finde ich es nicht heraus: in der folgende Abfahrt muß ich kurz auf meine Mitstreiter warten, das rote Trikot entschwindet wieder aus meinem Blickfeld. Direkt aus der Abfahrt geht es in den nächsten Anstieg, wir überholen Kurt, einen weiteren Vereinskollegen, der die "Hexenlochrunde" in Angriff genommen hatte (Wette gewonnen, Kurt! ;-)). Auf einer unangenehm engen und schlechten Straße geht es hinunter nach Furtwangen. Endlich sind auch wieder ein paar Fahrer auf der Strecke: die Fahrerinnen und Fahrer der "Hexenlochrunde" sind ab jetzt auf derselben Strecke unterwegs. In Furtwangen gibt es dann die erste Cola, noch ein Stück Hefezopf und weiter geht's. Noch stehen uns 3 längere Anstiege bevor. Unser Begleiter entscheidet sich, seiner Freundin, die auf der "Hexenlochrunde" unterwegs ist, entgegen zu fahren. Damit sind Matthias und ich nun allein, allein auf der Jagd nach Nummer 19. Es geht durch das schöne Linachtal, ich mache Matthias auf die Linachtalsperre aufmerksam, soviel Zeit muß sein! Im nun folgenden Anstieg muß ich meine ganzen Fähigkeiten als Edeldomestike aufbieten und nehme Matthias an mein Hinterrad, um ihn über diesen Anstieg zu pilotieren. Trotzdem haben wir das Gefühl an den Fahren der "Hexenlochrunde" förmlich vorbeizufliegen. Auch ein Fahrer der "Kandelrunde" ist dabei, wird überholt und kann uns nicht folgen. An der letzten Verpflegung teilt man uns mit, daß wir so an fünfter, sechster Postion liegen. Also nur schnell eine Cola kippen und weiter. Nach der Abfahrt kommt ein Flachstück, auf dem ich wieder die Führungsarbeit übernehme, im Stile eines Paarzeitfahrens überholen wir einen nach dem anderen. Am letzten Anstieg übernimmt Matthias wieder den Löwenanteil der Führungsarbeit, ich selbst bin schwer am kämpfen, leide unter Ansätzen von Wadenkrämpfen, mittlerweile bin ich aber wieder relativ sicher, daß wir die 6,5h knacken würden. Der letzte Anstieg ist ein richtiger Fiesling: jedesmal, wenn man denk man sei oben, kommt eine kurze Abfahrt und noch eine Welle. Hier hilft mir Matthias ein ums andere Mal. Auf einer dieser Wellen plötzlich ein rotes Trikot vor uns: war das Nummer 19? Ja, es war Nummer 19. Er kann uns nicht folgen, nach meiner Rechnung, sollten wir nun an vierter und fünfter Position liegen. Nach Schönwald hinein ist noch einmal ein letzter fieser Stich zu bewältigen, dann folgt die Abfahrt nach Triberg. Ich nehme auf der Abfahrt ein etwas höheres Risiko und bin etwas schneller als Matthias, noch eine Runde in Triberg, dann wird die ansteigende Zielgerade auf dem großen Blatt im Unterlenker hinaufgesprintet. Kurz nach mir kommt Matthias ins Ziel. Ein Blick auf die Uhr verrät: 6h 22min Bruttozeit. Laut Udo, der den Zieleinlauf beobachtet hat, Platz 4 und 5. Auf diese Leistung stoßen Matthias und ich standesgemäß mit einem Radler an. Kurt wird auch noch empfangen und mit einem Radler versorgt, dann geht es unter die Dusche und zurück nach Freiburg.

Nachbemerkungen:
1. Wen's interessiert: die Nettofahrzeit lag bei 6h 15min, das entspricht bei einer Strecke von 183km einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 29,3km/h.
2. Die genauen Plazierungen lassen sich leider nicht ermitteln, da dieses Jahr keine Einlauflisten mit Plazierung mehr erstellt werden durften. In Deutschland ist es nicht erlaubt eine Zeitnahme durchzuführen, wenn auf öffentlichen, nicht abgesperrten Straßen gefahren wird. Daher wurde dem Veranstalter für dieses Jahr auch untersagt eine Einlaufliste mit Plazierungen zu erstellen. In meinen Augen eine super-alberne Regelung. In jedem anderen europäischen Land ist es selbstverständlich, daß bei solchen Radmarathons eine Zeitnahme existiert und zumindest vorne ein richtiges Radrennen gefahren wird (siehe auch hier). Jeden weiteren Kommentar spare ich mir an dieser Stelle.
3. Der GP Schwarzwald ist eine schöne, gut organisierte Veranstaltung, die leider unter der geringen Teilnehmerzahl leidet. Zum einen sind nur 750 Teilnehmer insgesamt (alle drei Strecken) zugelassen, zum anderen ist der Termin vielleicht etwas ungünstig, da (zumindest dieses Jahr) parallel der Supercup in Bimbach stattfand, der einen Großteil der potentiellen Teilnehmer möglicherweise "abzieht". Daß sich die beiden schwersten Anstiege (Kandel und Thurner) sehr früh im Profil befinden, trägt auch nicht unbedingt dazu bei, daß ein größeres Feld längere Zeit zusammen bleibt. Das ganze führt dazu, daß man über weite Teile der Strecke alleine oder in Kleinstgruppen unterwegs ist. Schade eigentlich.

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