18 Mai 2009

 

Frühjahrsrennen

Nach fast 10 Jahren Abstinenz vom Lizenzrennsport (ein kleines C-Kriterium im Jahre 2007 mal unter den Tisch fallen lassend) stand ich wieder in Schönaich am Start. Meine Erinnerungen an dieses Rennen waren nicht von der besten Sorte, immerhin war die 2000er Ausgabe des Jahres eine ziemlich verregnete gewesen und für mich war damals nach nicht einmal der Hälfte des Rennens Schluß – mit Grausen erinnere ich mich daran, wie ich vor Kälte schlotternd auf der schnellen Abfahrt nicht einmal mehr wirklich geradeaus fahren konnte. Da stand ich nun inmitten von mehr als 200 anderen Fahrern, die alle furchterregend gut austrainiert aussahen. In meinem Überschwang hatte ich auch gleich für das ABC-Rennen gemeldet (das C-Rennen startete mir zu früh...), in der – wie sich alsbald herausstellen sollte falschen – Annahme, daß bei doppelter Renndistanz im Vergleich zur C-Klasse das ABC-Rennen halbwegs gediegen losgehen sollte. Vom Start weg gab es nur eine Geschwindigkeit: Vollgas. Und für mich nur eine Richtung im Feld: nach hinten. Durch mangelnde Erfahrung im Feld und zu geringe Leistungsfähigkeit meinerseits verlor ich Position um Position. Zwei Runden (von 14!!!) lang konnte ich mich halbwegs im Feld über den giftigen Zielanstieg retten, in Runde drei kam es dann in der Anfahrt zum Anstieg direkt vor mir auch noch zu einem Sturz, den ich mit mehr Glück als Können irgendwie umkurven konnte. Der nun folgende Sprint ans Ende des Feldes führte dazu, daß ich bereits am Fuß des Anstiegs nichts mehr zuzusetzen hatte, und folgerichtig verlor ich in dieser Situation den Anschluß ans Feld. Eine halbe Runde lang haben wir dann noch zu fünft verzweifelt dem enteilenden Feld hinterher geschaut, bevor wir uns dann in unser Schicksal ergeben haben. Der Rest des Rennens ist schnell erzählt und nicht besonders aufregend: drei Runden lang fuhr ich meiner Fünf-Mann-Gruppe, bevor auch diese Gruppe für mich zu schnell wurde und mich am Anstieg abhängte. Aus Prinzip wenigstens die Distanz des C-Rennens zurückgelegt zu haben, bin ich dann noch eine Runde alleine gefahren, um dann nach insgesamt 7 Runden endgültig die Segel zu streichen.

Es konnte also nur besser werden. Für das Wochenende 25./26.04. sind dann Steffi und ich kurzerhand ins schöne Frankenland gefahren, um bei den Rennen in Fürth/Cadolzburg und Karbach zu starten. Beides Rennen, die ich aus meiner ersten (und bisher einzigen Rennsaison) kannte und in guter Erinnerung hatte. Außerdem waren beide Rennen als B/C-Rennen ausgeschrieben, was – wie ich hoffte – eher meiner Kragenweite entsprechen sollte. „Unauffällig mitgefahren“ umschreibt diese beiden Rennen aus meiner Sicht wohl am besten. In Cadolzburg war ich in der sechsten von sieben Runden mal kurzzeitig an der Spitze des Feldes (nur um dort festzustellen, daß es im Feld doch bequemer ist ;-)), bevor ich dann in der letzten Runde wieder ins Mittelfeld zurückfiel, um mich dann im Schlußspurt bergauf, auch mangels besserer Position in der Anfahrt, mit einem Platz um Platz 60 bis 70 zufrieden zu geben. Das Rennen in Karbach verlief für mich ähnlich, auch wenn mir dieses Rennen mit seinen zwei längeren Anstiegen topographisch besser gelegen kam als das Rennen in Cadolzburg. Wieder waren sieben Runden zurückzulegen, was dieses Mal einer Renndistanz von rund 120 km entsprach (in Cadolzburg waren es knapp 110 km gewesen). In Runde 3 gab es am Ende des ersten Anstiegs kurz eine Windkantensituation, der ich fast zum Opfer gefallen wäre, aber in den folgenden Runde hielt ich mich dann bereits im Anstieg auf der linken Fahrbahnseite, um den Anstieg auf der windgeschützten Seite zu absolvieren. Wie schon am Vortag in Cadolzburg stellte ich auch in Karbach mit einiger Zufriedenheit fest, daß meine Form anscheinend immerhin schon so weit gediehen war, daß, sobald es mir weh tat, es augenscheinlich auch allen anderen mindestens genauso weh tat und das Tempo entsprechend etwas absank. In der letzten Runde beging ich dann den Fehler den Berg zu weit hinten in Angriff zu nehmen, so daß ich mich plötzlich am Ende des ersten Anstiegs in der dritten Gruppe des geteilten Felds wiederfand. Bis zum zweiten Anstieg waren wir aber wieder am vorderen Feld dran, nur um in diesem Anstieg wieder leicht den Anschluß zu verlieren, was in einer Kamikaze-Abfahrt gemeinsam mit einem weiteren Mitstreiter resultierte. Immerhin war diese Kamikaze-Aktion von Erfolg gekrönt – am Ende der Abfahrt waren wir wieder am Feld dran. Auf den restlichen Kilometern bis zum Ziel fühlte ich mich dann wieder so gut, daß ich sogar gedachte in den Schlußspurt hineinzuhalten in der Hoffnung auf einen Platz unter den ersten 20. Dieser Plan wurde dann jedoch von einem Fahrer, der sich mehr oder weniger direkt vor mir überschlug massiv durchkreuzt. Nachdem ich durch den Sturz ca. 15 Positionen verloren hatte, bin ich dann einfach nur noch ins Ziel rein gerollt und dürfte ungefähr auf Platz 50 gelandet sein. Ein wenig angefressen, daß es nicht für mehr gereicht hatte, war ich im Ziel dann schon, aber im großen und ganzen war ich mit den beiden Rennen sehr zufrieden. Ich wollte zwei lange Straßenrennen durchfahren, und ich bin zwei lange Straßenrennen durchgefahren – Ziel erreicht könnte man sagen.

Der nächste Start war dann bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Geislingen – wieder ein ABC-Rennen. Mit etwas unguten Erinnerungen an Schönaich stand ich da nun mal wieder in einem Feld von fast 200 Fahrern und hoffte inständig, daß es nicht wieder so Vollgas wie in Schönaich losgehen würde. Denn eines hatte ich in Cadolzburg und Karbach gesehen: in Relation zu den anderen baute ich über die Distanz weniger ab, hier kam mir anscheinend meine gute Grundlage als Marathonfahrer zu gute. Es ging also vom Start weg erst einmal bergauf, und – als wären meine Wünsche erhört worden – das Tempo war zunächst annehmbar. Die dritte von zehn Runden war für meine Gefühl sogar ausgesprochen langsam. Ich genoß es Radrennen zu fahren. Mit dem Genuß war es dann in der fünften Runde schlagartig vorbei, als das U23-Bundesliga-Team „Bergstraße“ sich in nahezu voller Mannschaftsstärke vorne einreihte und das Feld komplett zerlegte. Mit Ach und Krach schaffte ich es mich im Feld (bzw. dem was dann noch übrig war) zu halten und hatte nur einen Gedanken: „Noch so eine Runde, und ich bin weg.“ Liebenswerterweise wurde mir in der sechsten Runde ein wenig Erholung gegönnt, und auch die siebte Runde war zwar schnell, aber lang nicht so schnell wie die fünfte es gewesen war. Mittlerweile hatte ich mit einiger Zufriedenheit wahrgenommen, daß das „Feld“ nur noch aus etwa 40 Fahrern bestand. In der neunten und damit vorletzten Runde prägte dann vor allem ein Gedanke mein Denken: „Bitte gebt mir noch eine langsamere Runde.“ Kaum hatte ich es gedacht, sah ich wie am Fuß des zweiten Anstiegs der Runde Team Rothaus mit fünf Mann das Tempo verschärft. Oben ging es dann wieder in Einerreihe daher, vor mir taten sich ein ums andere Mal Löcher auf, von denen ich schlußendlich irgendeines nicht mehr zu schließen in der Lage war. Ich fuhr die neunte Runde dann noch zu Ende, um mir die zehnte Runde dann zu schenken (ich hatte auch leichte Krämpfe und etwas zu wenig gegessen), und zog für mich ein überwiegend positives Fazit: In einem alles in allem stark besetzten Rennen hatte ich mich fast bis zum Schluß in der 40-Mann-Kopfgruppe halten können. Die Formkurve zeigt auf jeden Fall ziemlich steil nach oben, auch wenn es dieses Mal noch nicht ganz gereicht hat.

Das vorerst letzte Lizenzrennen, bevor die Marathonsaison mit dem Gerolsteiner Radsportfestival für mich startet, war „Rund um Schloß Ummendorf“ in Ummendorf bei Biberach, wieder ein ABC-Rennen, wobei man ehrlicherweise dazu sagen muß, daß laut Startliste etwa 70 % der Starter C-Fahrer waren, und die ganz starken Fahrer von Team Rothaus oder auch vom Team Bergstraße beim parallel stattfindenden U23-Bundesliga-Rennen am Start waren. Nichtsdestotrotz standen auch hier wieder 100 km, verteilt auf 14 Runden auf dem Plan. Pro Runde waren auch wieder rund 120 Höhenmeter zu bewältigen. Dieses Mal ging es bereits in der vierten Runde richtig zur Sache und eine neunköpfige Spitzengruppe konnte sich absetzen. Dahinter hielt ich mich im Feld, und konnte mich zumindest am Anstieg auch in den vorderen Positionen behaupten. Trotz teilweise sehr ruhigem Tempo im Feld (die Spitzengruppe hatte sehr schnell drei Minuten Vorsprung) wurde das Feld Runde für Runde kleiner, bis zum Schluß nur noch etwa 20 Fahrer übrig geblieben waren. Im Finale bin ich dann allerdings gefahren wie eine Mischung aus einem blutigen Anfänger und einem Dummkopf, weshalb mir nur der drittletzte Platz meiner Gruppe und der 27. Platz insgesamt blieb. Aber Spaß gemacht hat's! Und über die 10 Euro Prämie für meinen 27. Platz konnte ich mich dann freuen wie ein kleines Kind an Weihnachten ;-)

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